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13. Oktober 2009 2 13 /10 /Oktober /2009 20:19

Die brauchen wir für die Komm-Kurse. Erst muss das Wissen bewiesen werden, auch mal mit Pauken, sagen unsere Lehrer, dann machen wir was Verrücktes damit. Eben Komm-Kurse. Klar?“

Klar war mir gar nichts. Komm-Kurse – das klang wie Kommunismus-Kurse, abgekürzt. Ich konnte mir schwer vorstellen, dass eine etwa Zwölfjährige die begeistert „etwas Verrücktes“ nannte.

Versteh schon.“

Oh Gott, jetzt hatte Nuk wieder diesen belehrenden Tonfall. Hätte ich mich bloß weiter schlafend gestellt!

Nichts verstehst du. Merk ich doch. Also: Wir sind eine Klasse mit 24 Schülern. Oder 28, wenn wir Grinser und die Füchse dazu rechnen. Da gehören immer zwei Lehrer dazu. Die machen, sagen wir mal, Unterricht Multiplikation B. Da steht einer vorn und einer läuft rum und hilft. Dann schreiben wir am Compi das Testat. Wer mehr als 60 von 100 Punkten hat, darf in den Komm-Kurs. Wir dürfen auch als Paten lernen. Das ist eine Auszeichnung und steht im Zeugnis. Später müssen die Minustester den Stoff wiederholen. Wir anderen bekommen komplizierte Aufgaben, die wir alleine oder als Gruppe lösen dürfen. Dabei passt der Lehrer nur auf, dass wir keinen Blödsinn machen. Mehr darf er nicht. Und Zeugnisse schreiben natürlich.“

Minustester sind die, die den Test nicht bestanden haben?“

Ja.“

Und wen meinst du mit den Füchsen?“

Na, so nennen wir die Allerbesten, die in den S-Gruppen. Sie gehören weiter zu unserer Klasse, haben Patenschaften und werden auch manchmal ausgetauscht. Mich wollten sie hoch tauschen, da kamt ihr. Ich bin lieber Beste in meiner Kernklasse als irgendein Fuchs.“

Nun drehte ich mich doch zu Nuk auf die Seite. Sie drückte ihren Kopf an meine Brüste. Anscheinend war sie jetzt eingeschlafen. Meine rechte Hand lag auf ihrem Rücken. Merkwürdig. Sie hätte mein Kind sein können. Oder war mein verjüngter Körper die Chance, später noch Kinder zu bekommen? Die Männer hier waren bestimmt von keinen Mücken gestochen. Sicher würde mir Nuk genau erklären, ob es in dieser Zeit Schwangerschaften und Entbindungen gab, und wie die abliefen. Aber jetzt war wichtiger, endlich zu schlafen. Ich spürte irgendwann einen sanften Stoß in den Bauch. Wahrscheinlich hatte mich Nuk da im Traum getreten. Richtig munter wurde ich nicht davon, denn das Mädchen hatte sich an mich geschmiegt, und ich fühlte mich angenehm schwanger.

Am nächsten Morgen schleppte mich Nuk zum gemeinschaftlichen Frühstück ins Café.

Da werden die Pläne für den Tag gemacht. Da darfst du nicht fehlen."

Ich setzte mich und schon stellte mir Nuk ein Tablett an den Platz.

Du isst deine Eier morgens weich gekocht?“

Ja.“

Dann ist es richtig.“

Beim Essen schmunzelten wir uns an. Satt und zufrieden lehnte ich mich zurück. Da stand Mama auf.

Für heute möchte ich eine gemeinsame Werksbesichtigung vorschlagen. Was haltet ihr vom Komplex Speisen und Getränke?“

Ernst sprang auf, hob sie hoch, schleuderte sie herum, dankte ihr überschwänglich dafür, dass sie an ihn gedacht hatte, und begann einen Bärentanz.

Mama, am besten leite ich da vorübergehend unsere Gruppe. Anna braucht etwas Erholung und für das Thema fehlt ihr wie den meisten anderen das nötige Verständnis.“

Dabei stellte er unsere lachende Herbergsmutter sacht wieder auf den Boden und warf mir einen bettelnden Hundeblick zu. Er hatte Recht. Manchmal nervte es mich, nicht nur für mich selbst, sondern für die anderen mit zu sprechen, und ständig ein interessiertes Gesicht zu machen, wenn wir etwas erklärt bekamen. Und alles, was mit Essen zu tun hatte, interessierte Ernst wirklich mehr als mich. Warum sollte ich nicht einmal einfach einmal nur Anna sein? Irgendeine Anna, so wie es vielleicht auch in dieser Zeit Annas gab?

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13. Oktober 2009 2 13 /10 /Oktober /2009 20:17

Klar! Das ist eine Riesenauszeichnung für ihn und er tut auch immer, als müsse er mich vor lauter Gefahren beschützen. Verantwortung, sagt er, hat er für mich. Das mag ich nicht. Ich hab ihn nämlich lieb. Meistens kuscheln wir zum Schluss aber doch zusammen, und er liest mir was vor, damit ich einschlafe.“

Was sollte ich jetzt machen? Wie viel an Nuks Körper hatte Luk entdeckt und umgekehrt? Wussten das die Erwachsenen hier, war das gewünscht oder normal und, wenn ja, ging mich das etwas an?

Darf ich zu dir kommen?“

Bevor ich nein sagen konnte, stand Nuk auf, patschte vier Schritte durch den Raum, kroch unter meine Decke und schob mich an die Wand.

So ist es schön. ... Dann ist Maria genau so alt wie du?“

Ja.“

Das geht bestimmt schief. Was will Luk mit einer so alten Frau.“

Ach ja. Luk war ja Marias Pate und es war hier wohl selbstverständlich, dass sie ein Zimmer miteinander teilten. Logisch, dass, wenn Nuk Luk liebte, sie ihn jetzt vermisste. Deshalb nahm sie mich wohl auch gleich zum Kuscheln. Oh Gott! Wohin war ich nur geraten! Was würden wir hier alles verkehrt machen! Ich wagte mich nicht zu bewegen. Drehte ich mich zur Wand, könnte Nuk das als Beleidigung auffassen, drehte ich mich zu ihr, als was dann?

Und wie bist du so in der Schule?“

Das schien mir ein unverfängliches Gesprächsthema.

Na, die sechste Klasse ist fast vorbei. Mir fehlen noch fünf Testate. Wegen euch darf ich die zu Hause ablegen. Du kommst doch mal mit in die Schule? Ich muss dich unbedingt den anderen vorstellen.“

Dass Zeitreisende in der Familie eine Sensation waren, verstand ich, aber war hier die Grundschule wie ein Studium organisiert?

Was sind das für Testate?“

 

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13. Oktober 2009 2 13 /10 /Oktober /2009 20:15

Du bist ungerecht“, unterbrach ich sie. „Also ich hatte mehrmals das Gefühl, als wollten die Kristalle mich zu richtigen Lösungen führen. Und selbst die Tropfen sind nicht vorsätzlich aggressiv.“ Ich wollte eigentlich noch mehr sagen, stoppte aber plötzlich. Alle anderen ließen ihrer Phantasie freien Lauf. Selbst Leonie mischte sich in das Gespräch der Erwachsenen. Sie erinnerte daran, dass da etwas mit Hornissen gewesen sei. Die Kugeln könnten doch zufällig erhalten gebliebene Eier unbekannter Insekten sein. „… oder Mutanten?“ Sie klang dabei mächtig stolz, einen Begriff aus der Schule zu benutzen.

Jens lehnte sich etwas zurück. Er beobachtete mich, seit ich mich aus der Diskussion ausgeklinkt hatte, schließlich fragte er mich direkt: „Sag, Marie, was hältst du von der ganzen Sache? Du hast doch eine Vermutung?“

Ich warf ihm einen wütenden Blick zu. Alle drehten sich plötzlich zu mir hin. „Ich weiß nicht. Logisch ist es nicht: Wieso sollte ein Röntgenstern mehrere Keime hierher schicken? Unterschiedliches, aber zusammen passendes Leben? Zu uns, an einen weit entfernten Punkt des Weltalls? Und wie? Die Kugeln sehen ja schon so verdächtig unnatürlich aus. Die hat doch jemand mit Absicht so spiegelblank geschliffen. Warum fragt ihr trotzdem nicht, wer sie geschickt hat? Was für eine fremde Intelligenz soll der Absender sein? Sind die Fragen denn nicht zwangsläufig?“ Mit vorwurfsvollem Gesicht sah ich einen nach dem anderen an. „Weil das unweigerlich unangenehme Antworten hervorgekitzelt hätte. Die Berliner Katastrophe schließt doch von vornherein aus, dass uns dieser Absender dann wohl gesonnen ist. Wollen die Fremden uns vernichten? Terraforming treiben? Aber warum jetzt? Was hängt hier womit zusammen? Ein Röntgenstern. Warum denn? Dort würden sie doch ständig bestrahlt, nicht bloß kurz.“ Ich redete immer erregter weiter. „Ich glaube, die Röntgenbestrahlung spielt schon eine Rolle. Aber eine andere. Vielleicht ein Test. Ob wir hoch genug entwickelt sind für einen Kontakt. Dass wir etwas durchleuchten können, um es zu untersuchen, als ein Indiz dafür. Angenommen, eine fremde Intelligenz suchte ihresgleichen. Sie verschickte etwas in alle Richtungen. Es kam auch auf der Erde an. Millionen Jahre ruht das hier irgendwo. Erst nach einer künstlichen Bestrahlung sendet es ein Signal zurück.“

Das is aber bei uns noch nich passiert“, wendete Jule ein.

Woher willst du das wissen? Wir kennen dieses Signal ja nicht. Oder vielleicht müssen sie ihren Sender erst noch bauen. Aber nehmen wir an, was bisher auf der Erde geschehen ist, wär ein riesiger Unfall. Sollten dann noch mehr solcher Kugeln im All unterwegs sein, dann Gnade der Galaxis! Da drohen viele Unfälle. Immerhin sollten wir ausprobieren, was bei Dauerbestrahlung passiert. Wir haben die Geister geweckt. Zurück können wir nicht. Bringen wir sie zum Reden. Sie werden uns schon sagen, ob sie es gut mit uns meinen. Wie … weiß ich nicht.“

Plötzlich brach mein Redestrom ab. Als hätte mir eine fremde Kraft Worte in den Mund gelegt, und nun wusste sie nicht weiter. Irgendwie verstimmt sagten auch die anderen nichts mehr.

Später wartete ich ab, bis ich Jens unter vier Augen sprechen konnte. „Petra hats leichter. Bei ihr sind umfangreiche Forschungsreihen möglich. Uns fehlen die einfachsten Geräte! Was sollten wir auch mit einem Röntgenapparat? Einmal eine Kugel durchleuchten? Hast du nicht irgendwelche Beziehungen, um das heimlich irgendwo draußen zu machen und zwar für mehrere Stunden? Wir müssen einfach testen, ob dann etwas anderes rauskommt. Vielleicht versuchen die Kugeln auch, uns vor Fehlern zu bewahren, wir haben ihre Gefühlswellen nur bisher immer so egoistisch gedeutet, wie wir denken würden.“

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13. Oktober 2009 2 13 /10 /Oktober /2009 20:13

Schließlich fragte ich: „Und die besondere Wirkung der Kugeln auf Insekten? Etwas muss die so antörnen, dass sie ihren eigenen Tod in Kauf nehmen, um an die Kristalle zu kommen.“

Wenn sie unterschiedliche Entwicklungsetappen durchlaufen und vor der Verwandlung von dem einen Stadium ins andere bestimmtes Futter oder so brauchen? Stellt euch vor, die Testuden wären die Larven oder Puppen – wie mögen da erst die Schmetterlinge aussehen! Die Insekten stürzen sich sozusagen ihren Verwandten in den Rachen.“ Jule hatte Flecken im Gesicht vor Aufregung.

Kommt mal wieder auf den Boden zurück“, brummte Janine, „Krokodile kommen auch aus Eiern und sind, außer dass sie noch mächtig wachsen, fertig in ihrer Entwicklung.“ Janine sah einen nach dem anderen an. „Aber vielleicht … Wenn sie durch Röntgenbestrahlung aktiviert wurden, könnte in ihrer Heimat starke Röntgenstrahlung was Natürliches sein.“

Leo hatte auf ihre Bluse gekleckert. Schnell winkelte sie den Arm an, damit der Fleck nicht zu sehen war. Dann sah sie sich suchend um, ob das jemand bemerkt hatte. Ich zwinkerte ihr zu. Es hatte niemand bemerkt.

Bei Sonja ging gerade die Lehrerin durch: „Schon möglich. Aber wir sollten mit Schlussfolgerungen vorsichtig sein. Was wissen wir zum Beispiel von geheimen militärischen Forschungen? Egal ob aktuellen oder von früher? Könnte nicht einer von denen, die Näswerder in den vergangenen Jahrhunderten heimgesucht haben, an einer Waffe herumexperimentiert haben, ohne fertig zu werden? Die Nazis, später die Sowjets, ja zwischendurch waren da sogar schon mal die Amerikaner als Besatzer, die sich erst vor den Russen und dann vor uns zurückziehen mussten.“ Sie sah beim Sprechen manchmal runter zur Buschtanne oder wie der Baum hieß. Ob sie ahnte, dass man von dort aus gut den Terrassentisch beobachten konnte. Diesmal saß ich ja aber mit dran. Schließlich ruhte Sonjas Blick auf Jens, von dem sie offenbar Zustimmung erwartete.

Das klingt wie damals, als Hardy in ihnen Kanonenkugeln vom alten Wallenstein entdecken wollte. Genauso gut könnten sie die Steuereinheit für einen hoch entwickelten Computer sein.“ Jens war etwas lauter geworden. Gerade noch rechtzeitig verschluckte er das, was ihm fast über die Lippen gekommen wäre: …und unsere Töchter diese Computer.

Vielleicht sind sie das auch? Oder sie sind so was wie Sporen fremdartigen Lebens? Denen die Umweltverhältnisse fehlen, um sich normal zu entwickeln? Kann doch alles sein. Es ist ja bloß, weil Sonja so sicher tut.“ Janines Antwort klang richtig trotzig, so als wollte sie nur nicht zugeben, dass sie eigentlich überzeugt worden war.

Janine, du machst mir Angst. Egal, ob aus dem All oder aus der Nähe: Deine Logik Lässt nur einen Schluss zu und der gefällt mir nicht: Die Sikroben sind zur Vernichtung von Leben gemacht worden.“ Jens hatte sich einen Stuhl herangezogen. Er setzte sich trotzdem nicht darauf.

Janine lächelte. Sie hatte Jens eine Hand auf die Schultern gelegt, und es sah so aus, als bemerkte sie die anderen im Raum nicht mehr. „Das ist aber das einzige, wobei sie sich bewährt haben. Alle anderen Varianten … Ich will ja Sonjas Optimismus nicht zu nahe treten … sind ziemlich daneben. Und vielleicht ist für die da draußen Leben ganz was Anderes?“

 

 

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13. Oktober 2009 2 13 /10 /Oktober /2009 08:31
V O R G E S T E L L T

aus dem "Rote Predigt"-Blog der Fortsetzungsroman "Kori ado Ko"(3) von
Slov ant Gali

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aus dem Lyrikblog das Gedicht
von 
 Slov ant Gali  Siegfried 2009

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aus dem Worträume das Gedicht
von  Slov ant Gali Hütchenspiel"
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12. Oktober 2009 1 12 /10 /Oktober /2009 15:51

... und wie sich herausstellte, waren wir in eurem Märchenwald.“

Mama hatte mich gepackt. „Dann seid ihr jetzt angekommen. Wir freuen uns, wenn ihr bleibt.“

Ja, aber jetzt bin ich erst einmal wirklich total erschöpft vom vielen Erzählen. Also eigentlich möchte ich nur noch ins Bett.“

Das war die reine Wahrheit. Aber ich hätte mein Zimmer nicht ausgerechnet mit Nuk teilen dürfen. Die folgte mir und hatte mich schnell in ein Gespräch verwickelt. Da ich sowieso nicht gleich zum Schlafen käme, stellte ich schließlich selbst eine Frage:

Wer schläft denn sonst hier, wenn ihr keine Gäste habt?“ „Meistens keiner, manchmal Luk. Er ist ja mein Freund. Wenn Mama und Paps abends weggehen, dann muss jemand auf mich aufpassen.“

Wie meinst du das, Luk ist dein Freund? Sind deine anderen Geschwister nicht deine Freunde?“

Ich habe keine Geschwister.“

Aber ihr seid doch so viele.“

Wieder eine Pause. Schließlich fragte Nuk:

Hast du gedacht, Mama hat uns alle geboren?“

Ich verkniff mir eine Antwort. Allerdings hatte ich mich selbst gewundert, wie wenig die Familie vom Alter her zusammen passte. Nuk erklärte es mir:

Ab Vierzehn kannst du dir deine Eltern aussuchen, wenn die einverstanden sind. Manchmal ziehen dann mehrere Familien zusammen. Oder die Großeltern. Deshalb gibt es doch so riesige Wohnungen, wo trotzdem jeder seinen Platz für sich allein hat. Wenn ich Vierzehn bin, bleibe ich bei Mama und Paps. Aber ich wünsch mir eine große Schwester. Eine, die aussieht wie du. Luk versteht nicht, wie ein Mädchen zur Frau wird, weißt du. Paps hat ja Luk, Lam und mir zusammen erklärt, wie das funktioniert. Aber wie ich mich fühle, weiß er nicht – ist doch klar.“

Ich hielt den Atem an.

Paps hat dich mit Luk zusammen aufgeklärt, und der schläft bei dir, wenn deine Eltern nicht da sind?“

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12. Oktober 2009 1 12 /10 /Oktober /2009 15:48

Am folgenden Dienstag kam Jens total ausgekratzt von der Arbeit. „Heut war was los. Alarm. In der letzten Nacht sollen sich angeblich die steifen Testuden kurzzeitig bewegt haben. Es hat sie zwar keiner dabei beobachtet, aber die Haufen haben sich irgendwie verändert. So, als wären alle kurz losgelaufen, ungefähr Richtung Eberswalde, dann aber hätte etwas ihren Aufbruch unterbrochen. Jedenfalls als wir alarmiert wurden, regte sich nichts mehr. Alle Berliner Polizeidienststellen waren die ganze Zeit in Bereitschaft. Reichts nicht, irgendwelche arbeitslosen Soldaten dort rumstehen zu lassen?“

Jens sagte das verdächtig beiläufig. Was blieb mir übrig, als auf seinen Ton einzugehen und möglichst wenig interessiert nachzufragen, so, als sagte ich das nur, um ihm einen Gefallen zu tun: „Das ist natürlich dumm, wenn keiner etwas mitbekommen hat. Aber heute stehen dort ja die ganze Zeit Wachen…“

Ja. Wieso? Ist das wichtig? Oder wie kommst du da drauf?“

Ich tat weiter gelangweilt: „Ach, nur so …“

Ich merkte sofort, dass das überhaupt nicht nur so geklungen hatte. Jens´ Misstrauen war geweckt. Aber etwas musste ich ihn noch hinhalten. So empfing ich ihn am nächsten Abend mit: „Na, war wieder was mit den Schildkröten?“

Jens hatte sich wohl vorgenommen, mich zu ärgern. „Vielleicht. Ich hab nicht weiter drauf geachtet.“

Du Spinner. Nun sag schon.“

Ach, nichts weiter.“

Kann es sein, dass sich die Kröten von zwei Uhr dreißig bis zwei Uhr einunddreißig bewegt haben?“

Kann sein, ja. Steckst du also doch dahinter?“

Offen anlügen wollte ich ihn nicht. Außerdem hätte er es sowieso bald erfahren. „Nicht direkt. Aber um diese Zeit hab ich ihren Mutterkristall gefüttert …“

Ihren was? … Mutterkristall?“

Na, den Kristall, der erst so schwer war, und aus dem sie gekommen sind. Silit wollten sie damals schon fressen. Wenns auch nur silizierte Kleider waren … Ach, das erzähl ich dir besser später.“

Soso. Und in dem Moment, in dem dieser Kristall nicht in der Schutzhülle war, haben sich die Schildkröten gerufen gefühlt?“

Nehm ich an, ja.“

Plötzlich rannte Jens mit den Worten „Warte. Ich bin gleich wieder da!“ hoch ins Haus. Tatsächlich kam er gleich mit Sonja und Janine zurück. „Marie, sag noch mal, was du beobachtet hast!“ Ich tat es mit knappen Worten.

Fällt euch da etwas auf?“

Nur der schwere Kristall“, vergewisserte sich Sonja.

Ohne Zweifel“, bestätigte ich ihr.

Aus dem die Testuden als Babys hervorgekommen sind?“

Als krabbelnde Punkte, ja. Testudines oder wie Schildkröten irgendwie lateinisch heißen würden.“

Also auf der Erde gibt es dafür nur eine rationale Erklärung: Auch bei dem Kristall handelt es sich um eine – zugegeben merkwürdige – Form von Leben. Und mal angenommen, wir liegen nicht ganz falsch, dann trifft das auch für die Sikroben zu. Zwischen den beiden Arten besteht wohl so etwas wie eine Symbiose: Die einen fressen, was die anderen verdaut haben… Nur wir Menschen haben sie voneinander getrennt.“ Sonja sprach bedächtig, als wollte sie ihre Gedanken testen. Ich fand sie einleuchtend, und auch Jens nickte vor sich hin.

 

 

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12. Oktober 2009 1 12 /10 /Oktober /2009 06:12
V O R G E S T E L L T

aus dem "Rote Predigt"-Blog der Fortsetzungsroman "Kori ado Ko"(2) von
Slov ant Gali

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aus dem Lyrikblog das Gedicht
von 
 Slov ant Gali  Missverständnis

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aus dem Lyrikblog das Gedicht
von  Slov ant Gali Gedicht über ein Gericht"
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11. Oktober 2009 7 11 /10 /Oktober /2009 19:55

Jens hörte zu, den Kopf ein wenig gesenkt wie ein Junge, der ne Strafpredigt anhört, aber irgendwie auf dem Sprung. Ein Kater, der vielleicht gleich seine Krallen ausfahren würde. Ich erzählte jetzt ohne Zögern, lächelte gelegentlich zwischendurch.

„… Kunststück: Wir standen wahrscheinlich unter dem Einfluss ihrer Strahlung oder was das für eine Kraft sein mag. Was Positives ja doch wohl. Nebenbei hat diese Kugel bewirkt, dass nie Insekten gebraucht wurden. Warum, weiß ich nicht. Aber dann, dann sind die Schildkröten aus ihr geschlüpft und wir haben sie nicht halten können. Der blasse Rest schläft jetzt im Beutel mit einem der anderen Kristalle. Und nun weiß ich nicht weiter. Da dachte ich, …“

„… klopfst du den alten Sack mit deinen unverkennbaren Reizen weich.“ Jens brummte es auf eine Weise, dass kein Zweifel blieb: Böse war er mir nicht. „Das ist dir gelungen.“

Nun spiel nicht den beleidigten Macho. Das steht dir nicht.“

Endlich fuhr Jens los. Trotz des Autopiloten starrte er konzentriert auf die Straße. Bis zum Grundstück sagte keiner ein Wort. Plötzlich knurrte Jens: „Na, und was ist, wenn mir auch nichts einfällt?“

Dann können wir die Kristalle immer noch wegwerfen oder Petra schicken. Aber müssen wir das wirklich?“ Schon im Aussteigen legte ich nach: „Ich wollte das schon lange. Nicht, dass du denkst, wegen der Kugel. Oder auch, aber anders. Na, egal! War schön. Wirklich. Und … das bleibt unter uns, ja?“

Ich zog die Tür hinter mir zu, fiel Jule um den Hals, sagte „Ich bin also nicht lesbisch.“

Die lachte: „Was hab ich gesagt? …“

Ängste und Wachen

Wir wollten die Untersuchungen an den Kristallen nicht unterbrechen. „Füttern wir die beiden leichten abwechselnd mit Ätzern. Da werden sie dies´ Jahr zwar nich mehr fett, aber mal sehen, wie weit sie sich trotzdem entwickeln.“

Jens hätte bei meiner Bemerkung stutzig werden müssen. Sie entsprach einfach nicht meinem Wesen. Aber er war noch erleichtert, dass seine Affäre folgenlos geblieben war, da plauderte er achtlos weiter: „Weißt du, ich bin richtig überrascht, dass unsere beiden Zwillingspaare überhaupt nicht in ihrem Eifer nachlassen. So ausdauernd waren sie früher nicht. Dabei hat sich während der ganzen Zeit, in der wir hier in unserem Labor herumexperimentieren, nichts verändert…“

Ich wich seinem Blick aus. Mit gespielter Leichtigkeit versuchte ich abzuwiegeln. „Freu dich doch! Das ist bestimmt der positive Einfluss der Kristalle. Außerdem habe ich dir erklärt, dass da die Schildkröten rausgeschlüpft sind, als ganz kleine, verstehst du…“

Ich hab schon verstanden. Ich hatte dir ausdrücklich erklärt, dass du die Zwillinge zurückhalten solltest. Aber ihr musstet zusammen gleich so viel Unsinn treiben, dass du mir erst im verführten Zustand einen Teil davon beichten konntest. Mal sehen, was noch kommt!“

Ich drohte ihm spielerisch mit der Faust. „Es ist überhaupt nicht gut, wenn jeder immer alles weiß…“ Mehr sagte ich nicht.

 

 

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11. Oktober 2009 7 11 /10 /Oktober /2009 07:19
V O R G E S T E L L T

aus dem "Rote Predigt"-Blog der Fortsetzungsroman "Kori ado Ko"(1) von
Slov ant Gali

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aus dem Lyrikblog das Gedicht
von 
 Slov ant Gali  Wildreime

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aus dem Lyrikblog das Gedicht
von  Slov ant Gali kein sterben
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