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3. Oktober 2011 1 03 /10 /Oktober /2011 08:26

Der Inhalt, so äußerte er sich, solle nicht missverstanden werden. Er diene der Sache und fordere lediglich dazu auf, gewisse Zweige der Industrie von den 'hiesigen Reformen' unberücksichtigt zu lassen, da diese noch etwas Zeit

brauchten, um sich von der Krisenzeit etwas zu erholen. Unser Held durchschaute unseren großzügigen Spender natürlich sofort, allerdings, nachdem der Koffer geöffnet wurde, spiegelte sich Unruhe in seinen Gesichtszügen wider. Der Inhalt war ganz und gar keine Kleinigkeit. Nach den Erklärungen des mittlerweile lächelnden Mannes belief sich die Summe 'der Spende' auf ganze 2 Millionen Euro. Um einem Missverständnis vorzubeugen, muss ich an dieser Stelle unbedingt erwähnen, dass sich unser Held in diesem Moment nicht etwa über die 2 Millionen aus dem Grunde

freute, da er seine Urlaubsplanung noch nicht abgeschlossen hatte. Nein, vielmehr musste er plötzlich an einen Kindergarten denken, den er vor einiger Zeit in einem heruntergekommen Zustand in einem der Elendsviertel gelegen zu Gesicht bekommen hatte. Er stellte sich bereits vor, wie dieser durch so eine gewaltige Spende wieder zu erblühen begann. Neue Tapeten, Fensterschmuck, kostenloses Essen und psychologische Betreuung. Er musste nur zugreifen, doch war sein Wort denn nicht auch verbindlich, trotzdem sein Gegenüber in seinen Augen 'widerwärtige Interessen' verfolgte? Er beantwortete sich schließlich diese Frage, wie immer, mit seinem gesunden Menschenverstand, indem er sich für die Seite des 'Lügens für die Sache' entschied, immerhin lächelte ihn sein Gegenüber wie 'Falschgeld' an und warum sollte man nicht Gleiches mit Gleichem vergelten? So beschloss also unser Held das Nehmen des Geldes und erklärte sich – unter leisem inneren Gebet – mit den Bedingungen, die daran geknüpft waren, einverstanden. Erleichtert sprang der Mann mit dem Koffer auf und drückte ihm dankbar die Hand. Seltsamerweise nahm er einen ähnlich dankbaren Händedruck auch ein paar Tage später wahr, als er den Koffer an die Chefin des

Kindergartens übergab, doch wie leichtsinnig er dabei gehandelte hatte, stellte sich binnen kürzester Zeit danach heraus. Zwar erfolgte die Übergabe unter Ausschluss der Öffentlichkeit, denn unserem Held war die Dankbarkeit vor der Kamera immer etwas unangenehm. In seinen Augen tat er ja nur seinen Job und er wollte nicht, dass man über seine 'wirklichen Absichten' in den Medien wieder nur Schlechtes las. Daher beschränkte er sich bei seiner Großzügigkeit meistens auf das stille Schenken, so wenn ihm das möglich war. Bei dieser Sache allerdings unterschätzte er eindeutig die gewaltigen Wellen, die eine so großzügige Spende auslösen würde. Eine solche Summe konnte einfach nicht still übergeben werden und so las man bereits am Tag darauf überall in den

einschlägigen Blättern über die Tat unseres Helden, doch leider nichts ausschließlich Positives, denn Fragen standen im Raume, die zu seinem derzeitigen Image einfach nicht zu passen schienen:

Woher hatte er das Geld? War sein Gelübde etwa doch eine Lüge? Unser Held sah sich also gezwungen den Namen eines Spenders zu nennen, doch wen nur? „Nein“, sagte er sich schließlich, „in diesem Punkt darf ich nicht lügen. Hier wollen ehrliche Bürger eine ehrliche Antwort und genau diese sollen sie auch bekommen.“ So entschied er sich schließlich zu einem seriösen Interview, in welchem er die „Lobby-Affäre“ aufdecken wollte. Seltsamerweise nannte er dabei keine konkreten Namen und um das Gesicht der Spender zu wahren, falls sie sich doch zu erkennen geben, erwähnte er auch nichts über die Forderungen, sondern sagte, es sei lediglich eine 'große Geste' gewesen, von

einem edlen Spender, dessen Anonymität unbedingt gewahrt bleiben müsse. Nun war es leider so, dass dieses Interview nicht unbedingt den Erfolg mit sich brachte, den sich unser Held davon erhofft hatte. Der Grund dafür findet sich in der Psychologie. Auch wenn ein Angeklagter letztlich doch für unschuldig erklärt wird, bleibt dennoch irgendwie ein fader Beigeschmack des Misstrauens zurück. Ach, hätte sich unser verunsicherter Held doch bloß an seinen Entschluss gehalten und die Affäre in all seinen Details aufgedeckt, doch in gewisser Weise fühlte er sich seinen Spendern auch zu Dank verpflichtet und um die Sache nicht noch mehr zu verschärfen, entschied er sich unmittelbar vor dem Interview noch einmal um. So ist anzunehmen, dass seine unangemessene Geheimniskrämerei an dieser Stelle sicher das allmählich steigende Misstrauen gegen ihn innerhalb der Bevölkerung zusätzlich begünstigte. Natürlich war unser Held immer noch viel zu beliebt, als dass ihm diese Situation schon den 'Kopf gekostet hätte', allerdings kann man schon behaupten, dass diese Sache im Hinblick auf die späteren Ereignisse als ersten Sargnagel zu bewerten sei, denn eins war ja wohl klar: Diese Geschichte hatte unseren Helden in den Reihen der 'großzügigen Spender' nicht gerade beliebt gemacht, besonders weil er zum Ende des besagten Interviews hin

noch einmal nachdrücklich die vorbehaltlose Beibehaltung seines politischen Kurses prognostiziert hatte, tüftelten diese schon emsig an ihrer Rache.

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