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2. August 2010 1 02 /08 /August /2010 07:51

 

Die Tatsache, dass Männer auf höheren Ebenen denkfähig sind als Frauen ist mit der Zeit eindeutiger Gottesbeweise etwas in Vergessenheit geraten. Sie könnte durch Abbau der neuzeitlichen Überschätzung der weiblichen Rolle mittels logischer Implikation bewiesen werden. Allerdings gibt es auch sehr profane Vorgänge, die Schlüsse auf die geschlechtsspezifischen Denkhorizonte zulassen.

Stellen wir uns vor, in der Küche stehen oder sitzen ein Mann und eine Frau. Auf dem Herd steht ein einfacher Topf mit Milch. Eindeutige Geräusche belegen, dass die Milch am Hochkochen ist und in den nächsten Sekunden die Spontanverteilung auf Herdplatte und Umgebung, verbunden mit spezifischer Duftausbreitung in der Gesamtwohnung und der sie umgebenden Raumsphäre, erfolgen wird. Was passiert?

Gehen wir davon aus, der Mann steht dem Herd näher. Seien Sie nicht überrascht, wenn er im Augenblick höchster Stressbelastung zu erkenntnistheoretisch überzeugenden Schlussfolgerungen zu kommen vermag. Als Atheist wird er feststellen: „Schatz, die Milch kocht über!“ Sollte er konfessionell gebunden oder einer Ströhmung des sogenannten subjektiven Idealismus zuzuordnen sein, wird er formulieren: „Schatz, ich glaube, die Milch kocht über.“

Seien Sie weiter nicht überrascht, sollte die Frau, anstatt wenigstens ansatzweise die Abstraktionsebene zu halten, aufspringen, nach den überheißen Griffen ohne Topflappen greifen und den Topf von der Platte ziehen.

Hierauf wird der Mann je nach Temperament, Stand der ehelichen Reife und Sicherheit im Umgang mit solchen philosophischen Kategorien wie Freiheit verschieden schnell wahrscheinlich letztere der Frau einräumen, indem er ihr anbietet. „Schatz, soll ich Salbe und Binde aus dem Verbandskasten holen?“ oder aber er wird die erkenntnistheoretisch weniger zweifelhafte Feststellung formulieren: „Du weißt ja, wo der Verbandskasten steht.“

Natürlich hätte die Situation auch anders voranschreiten können und die Frau hätte erst zum Wasserhahn gegriffen, dann etwas kaltes Wasser in den Topf befördert, wodurch die Milch sich vorübergehend wieder zusammengezogen hätte. Dann hätte die Frau den Mann nach den Topflappen gefragt, die dieser dem Hund zum Spielen gegeben hatte und mit diesen den Topf von der Herdplatte genommen.

Dann hätte der Mann wertvolle Kommentare gegeben:

  1. So hätte ich das auch gemacht.“ Ein Beweis für die schon durch Friedrich Engels in seiner Abhandlung über den Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen dargestellte Fähigkeit der Menschen im Kopf materielle Handlungen und ihre Ergebnisse vorwegzunehmen. Oder

„Hier erlebst du mal praktische Dialektik: Indem du etwas dazugibst, wird es weniger. Ist das nicht beeindruckend?“

 

Natürlich war auch vorstellbar, dass der Mann in Anbetracht seiner komplexeren Denkweise zuerst den Hauptschalter im Sicherungskasten heruntergedrückt, dann das Abkühlen der übergelaufenen Milch abgewartet und nach Entsorgen des angebrannten Topfes und schrittweiser Wiederherstellung der ungespeicherten Dateien auf dem Computer gesagt hätte, „Schatz, wir sollten jetzt die Küche sauber machen“, womit er eine transmediale Einheit mit der Frau hergestellt hätte, denn sie wäre anerkannterweise der angesprochene Teil dieses ideellen Wir.

Glücklicherweise verschwinden solche Probleme mit der allmählichen Ausbreitung des homo sapiens modernis maskulinis, des sogenannten modernen Mannes. Der erwirbt einen selbstreinigenden Herd. Sollte dessen Platte ausnahmsweise seine Cleanfunktion nicht erreichen, kann er, also der Mann, ja immer noch auf die ursprünglich dafür vorgesehene Reinigungsfrau zurückgreifen, womit bewiesen ist, dass ein Mann kraft seines praktischen Abstraktionsvermögens in jedem Fall eine saubere Lösung für das Problem angebrannter Milch findet.

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Kommentare

U
Hallo Slov,<br /> dein Abstraktionsvermögen beeindruckt mich immer wieder!<br /> LG Uschi
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