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16. Oktober 2009 5 16 /10 /Oktober /2009 19:30
 Bildlich gesprochen bezeichnet man Menschen, die eine gewisse Popularität erreicht haben, was als wertneutral aufzufassen ist, als Stars – zu gut deutsch – Sterne.

Sie blinken und funkeln, doch eine alte Weisheit sagt: Je höher man steigt, desto tiefer fällt man. In bezug auf die Sterne bedeutet dies, stürzen sie vom Firmament, zerbersten sie und es bleibt nur noch Sternenstaub übrig.

Einer, der ganz weit oben geleuchtet hatte, verlor nach und nach an Licht und Glanz. Dieser Stern wurde als Mensch mit dem glorreichen Namen Dietmar Kegeln versehen und seinen Aufstieg und Fall gilt es hier darzustellen.

Dietmar wurde sieben Jahre nach Kriegsende geboren und wuchs mit seinen Eltern in einer behelfsmäßigen Zwei-Zimmer-Wohnung auf. Vater und Mutter Kegeln hatten mit viel Glück die Bombenangriffe und Frontschlachten überlebt und fanden gerade deshalb eine irrsinnige Lebensfreude. Auch nach der Geburt ihres Wunschsohnes tauschten sie regelmäßig und äußerst intensiv Zärtlichkeiten aus, waren aber wegen der beengten Wohnverhältnisse darauf bedacht, dies recht geräuschlos auszuführen. Tatsächlich vernahm Klein-Dietmar (Kosename: das Kegelchen) kaum verdächtige Geräusche, denn nur selten wachte er auf.

Seine vorausschauende und weise Mutter las ihm nämlich jeden Abend eine sehr lange Gute-Nacht-Geschichte vor. Dabei stellte sie fest, dass der Junge vor den versteckten Grausamkeiten in den Märchen der Brüder Grimm erschrak und wählte daher Sagen aus der griechischen und römischen Mythologie. Herkules galt als der erste Favorit von Klein-Dietmar, doch zu seiner Lieblingsgeschichte wählte er Narziss, der erst im Laufe der Zeit von Ödipus vom ersten Rang verdrängt wurde.

Im zarten Alter von fünf Jahren wachte Dietmar dennoch eines nachts auf und vernahm ein leises „Hi-Ha-Ho“ aus dem elterlichen Schlafgemach, das tagsüber die gute Stube darstellte.

Dies war die Grundlage für seinen späteren Erfolg.

Aus dem dezenten Liebesdreiklang formte sein formidables Gehirn einen akustischen Kleinod. Ja, Dietmar Kegeln war der geborene Musiker und es drängte ihn auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Anfangs fungierte er als Saitenspieler in einer Schülerband, die die Rocksongs ihrer Idole nachspielten, dann wechselte er in das Lager des deutschen Kulturguts, des Schlagers und trug so begabt seine Herz-Schmerz-Lieder vor, bis er begriff, er war für höhere Aufgaben bestimmt. So saß er eines Tages vor dem Stadtteich und während andere Altersgenossen Enten fütterten, sprach er zu seinem Spiegelbild auf der Wasseroberfläche: „Dietmar, mache es!“

Mutter Kegeln unterstütze ihren Sohn in jeder Lage und kochte sie für ihn sein Lieblingsessen, förderte dies seine Inspiration. Seine bevorzugte Speise war Eintopf, insbesondere mochte er das „Steinhuder Allerlei“.

An manchen Tagen wurde Dietmar während der Nahrungsaufnahme von der Muse geküsst. Erbsen, Bohnen, Linsen und Möhren verwandelten sich in Notenschlüssel, akkurate Tonfolgen und traumhafte Akkorde. Eine eher zufällige Berührung des Löffels mit dem Tellerrand erweckte Melodien zum Leben und Dietmar begann, wofür er geboren worden war – zu komponieren.

Während der Deutsche Schlager das Jammertal durchschritt und die ehemaligen Sangesgrößen für wenig Geld auf Dorffesten ihre Kunst fast schon prostituierten, deutete das Kegelchen die Zeichen der Zeit: englischsprachliche Texte, untermalt von seinen kongenialen Kompositionen sollten die Trendwende bringen. In dieser Phase erinnerte er sich die frühkindlichen Dreiklanges „Hi-Ha-Ho“ und produzierte von Stund an Lied um Lied.


 

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