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30. Dezember 2008 2 30 /12 /Dezember /2008 15:48

Einst da er klein war

hatte er Fragen

 

wie wohl der Vogel am Himmel fliegt?

wie das Rad wohl läuft am Wagen?

 

man war oft ganz verzweifelt

 

Nun da er groß ist

 

fliegt er wie der Vogel am Himmel

und das Rad läuft glatt am Wagen

 

nun hat er keine Fragen mehr

und ist oft ganz verzweifelt


aus Anthologie "Notwendigkeiten" des Cenarius-Verlages Hagen

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30. Dezember 2008 2 30 /12 /Dezember /2008 12:15
 Die Logik weiß nichts von der Welt,

sie ist so blind wie Druckerpressen.

Doch unser Geist braucht sie als Geld:

sehr nützlich, aber nichts zum Fressen.


 

Du bist, sagt sie korrekt, konstant du selbst,

du gleichst nur dir und keinem andern,

und wärst du nicht identisch mit dir selbst,

wär’ deine Seele schon am wandern.



Du kannst, sagt sie mit vollem Recht zu dir,

nicht gleichermaßen blöd und nicht blöd sein.

Eins und nur eins trifft zu im Jetzt und Hier.

Bedenke dies, auch gegen allen Augenschein.


Du musst, sagt sie von dir mit Zuversicht,

entweder blöd sein oder gar nicht blöd, aber

beides je zusammen: das ginge nicht,

das führte nur zu allerdürftigstem Gelaber.



Sie schließt: wenn alle Menschen blöde sind,

- das gilt in diesem wie im jeden Land -

und du, du wärst ein Menschenkind,

dann wärst du blöde. Sehr charmant.



Falsch ist falsch, sagt sie, und wahr ist wahr,

die Logik pfeift auf kleinliche Debatten.

Den Juli nennt sie niemals nur nicht-Januar,

zwar ist sie selber grau, doch ignoriert sie Schatten.



aus Anthologie "Notwendigkeiten", erschienen beim Cenarius-Verlag Hagen

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30. Dezember 2008 2 30 /12 /Dezember /2008 05:37
Von Manuel Göpferich erschien im Cenarius-Verlag Hagen "Grüne Windmühlen. Daraus der Text 17d.

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Bei der im Cenarius-Verlag Hagen erschienen satirischen Roman "Die Kronkorken-Verschwörung" von J. B. Deluder sind wir bei Folge 32 angekommen.

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Hier finden wir Folge 183 des utopischen Romans von Slov ant Gali "Die sieben Kugeln".
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29. Dezember 2008 1 29 /12 /Dezember /2008 19:31
Alles fing damit an, dass ich meinen alten Freund Fritz Kunz auf der Straße traf.

Hast du schon von meinem neuen Geschäft gehört?“ fragte er, nachdem wir einige belangslose Worte gewechselt hatten.

Ich schüttelte den Kopf.

Ich habe die Rechte an fast hundert Wörtern gekauft.“

Was heißt das?“ fragte ich.

Das bedeutet: Wer auch immer eines dieser Wörter in der Öffentlichkeit sagt, muss mir dafür Geld zahlen.“

Das ist doch völliger Blödsinn“, sagte ich.

30 Euro“, sagte Fritz. „Du schuldest mir 30 Euro. Das Wort Blödsinn gehört mir. Ich habe mich vor allem auf Schimpfwörter spezialisiert.“

Ich sah ihn unsicher an. „Du willst mich doch verarschen“, sagte ich.

Fritz rieb sich die Hände.

Verarschen, wunderbar“, sagte er. „Das sind noch einmal 50 Euro, zusammen schuldest du mir schon 80 Euro.“

Fritz wollte, dass ich ihm die 80 Euro sofort zahlte. Ich weigerte mich natürlich und es kam zu einem heftigen Streit. Ich nannte ihn einen Blödmann, Volltrottel und Idioten.

Das sind 380 Euro“, sagte Fritz. „Du schuldest mir 380 Euro.“

Verärgert ließ ich Fritz stehen und ging nach Hause.

Ich informierte mich im Internet. Fritz Kunz hatte Recht. Eine kleine Gesetzesänderung hatte es möglich gemacht, die Rechte vieler deutscher Wörter zu kaufen.

So was Blödes“, schimpfte ich. Ich sah mich erschrocken um. Zum Glück saß ich ganz allein vor meinem Computer.

Was in den nächsten Wochen folgte, war der Ausverkauf der deutschen Sprache. Wer sich rechtzeitig Rechte an bestimmten Wörtern gesichert hatte, verdiente ein Vermögen. Fritz Kunz war in kurzer Zeit Millionär. Ich hatte es nicht für möglich gehalten, dass sein Geschäftsmodell Erfolg haben könnte. Aber es waren tatsächlich immer mehr Menschen bereit, für den Gebrauch von Wörtern, auch von Schimpfwörtern, Geld zu bezahlen.

Ich weigerte mich.

Aber es wurde immer schwieriger. Der Staat, der an diesem Geschäft kräftig verdiente, gab immer mehr Wörter zum Verkauf frei. Am Ende konnte man nur noch Fremdwörter, Wörter des täglichen Gebrauchs und Begriffe aus anderen Sprachen verwenden.

Ich versuchte, mit diesen freien Wörtern auszukommen. Das Wort Scheiße, eines meiner Lieblingswörter, ersetzte ich durch das geschützte Wort Exkrement.

Was für ein Exkrement“, sagte ich, wenn mir zum Beispiel eine Tasse zu Boden fiel. Doch ich merkte es am Klang. Es war nicht dasselbe.

Auch eine kultivierte und geistreiche Unterhaltung war mit den verbliebenen freien Wörtern fast unmöglich.

Ich experimentierte mit Wörtern aus anderen Sprachen. Zum Beispiel waren seltene, fremdsprachige Begriffe wie Terrasse oder Skelett geschützt.

Zwei Skelette parlieren auf Pygnesisch auf der Terrasse“, ließ ich unvermittelt in ein Partygespräch einfließen. Ich hoffte, dadurch als originell und geistreich angesehen zu werden. Doch meine Gesprächspartner sahen mich nur mitleidig an.

Dann traf ich wieder Fritz Kunz auf der Straße. Er machte sich einen Spaß daraus, mich zu provozieren, wollte, dass ich möglichst viele seiner Schimpfwörter verwendete. Doch ich meisterte diese Herausforderung souverän. Ich nannte ihn einen Liebhaber von Exkrementen und einen Gesäßkriecher. Fritz wurde blass vor Wut. „Das wirst du nicht durchhalten, niemals hältst du das durch“, rief er wütend und ging davon.

Ich seh dich als Skelett auf der Terrasse“, rief ich ihm triumphierend nach.

Die Geschäftsmethoden von Fritz wurden immer raffinierter. Er bot Flatrates an, mit denen man Schimpfwörter unbegrenzt verwenden konnte. Mit Lockpreisen versuchte er, Käufer zu finden. Zu bestimmten Zeiten kostete beispielsweise die Verwendung des Wortes Depp nur 20 Cent.

An diesen Tagen wimmelte es nur so von Deppen.

Man muss ein Depp sein, um diesen Tag nicht gut zu finden“, begrüßte mich der Kioskhändler.

Nur ein Depp schlägt bei diesen Preisen nicht zu.“ sagte die Obstverkäuferin.

Seien Sie kein Depp und kaufen Sie", schrie einen die Plakatwerbung an.

Dann kam der Tag, an dem die unbegrenzte Verwendung des Wortes Scheiße angeboten wurde. Für nur 5 Euro konnte man einen Tag lang das Wort ‚Scheiße’ so oft verwenden, wie man wollte.

Ich konnte nicht widerstehen. Übers Internet bestellte ich die Rechte. Zitternd gab ich meine Daten ein. Dann hielt ich den Beweis in Händen. Für die nächsten 24 Stunden konnte ich das Wort Scheiße sagen, wann immer ich wollte.

Als ich an diesem Morgen auf die Straße trat. regnete es.

Scheiße“, sagte ich. Irgendwie klang das Wort noch fremd. Doch nachdem ich über das Scheißwetter geschimpft hatte und meinem Nachbarn einen Scheißtag gewünscht hatte, war es wie in alten Zeiten.

Im Büro steigerte ich mich in einen wahren Rausch.

Du redest wieder Scheiße“, sagte ich lachend zu meinem Kollegen. Durch die Kantine brüllte ich, was es heute wieder für einen Scheißfraß gebe.

Der Gebrauch des Wortes war wie ein Akt der Befreiung, wie entfesselt hüpfte ich durch das Büro. "Mona“, sagte ich zu meiner Kollegin. „Deine Frisur sieht einfach Scheiße aus. So was würde ich nicht mal unter meinen Scheißachseln tragen.“

Dann kam mein Chef mit einer Aktenmappe.

"Hallo Chef", rief ich. "Was für eine Scheiße bringen Sie mir denn da."

"Ihre Papiere", sagte mein Chef, "Sie sind entlassen."

Ich sah ihn erschrocken an. "Scheiße", sagte ich.

Seit diesem Tag verzichte ich auf billige Lockangebote. Mein Wortschatz und meine Ausdrucksweise haben sich sehr verändert, aber dies hat auch Vorteile.

Meine Freundin sagt, es sei jetzt viel netter mit mir. Und sie findet auch gut, dass ich mein Geschlechtsteil nicht mehr Saubär nenne.

Doch an manchen Tagen fällt es mir schwer. Kürzlich wurden meine drei Lieblingswörter im Internet angeboten. Scheiße, Fettarsch und Volltrottel für nur 1 Euro am Tag. Ich atmete tief durch. Doch ich blieb standhaft.

"Verdammtes Exkrement", sagte ich leise und fuhr den Computer herunter.

 

 

 

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29. Dezember 2008 1 29 /12 /Dezember /2008 15:58

Manchmal tropft mir ein Sonnenstrahl

 

wie Wicken

 

vor die Füße. Abendlich

 

wenn sich die Wachheit davon schleicht

 

ein Dieb zur Nacht aufbricht

 

um mich zu lieben

 

um Ortschaften zu zählen

 

bis Sterne ihre Fahnen wechseln

 

Schlaf

 

Lieder sesshaft werden.

 

Dann bündeln sich unsere Wimpern besonders gerne.



aus der Anthologie "Notwendigkeiten", erschienen im Cenarius-Verlag Hagen 

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29. Dezember 2008 1 29 /12 /Dezember /2008 12:24

Zwischen mehreren Fronten stehend,

alle sind für mich wichtig

kann ich mich nicht entscheiden,

ich will am liebsten alles.

 

Bei jeder hängt sehr viel daran,

viel Arbeit, viel Zeitaufwand

doch ich will mich nicht festlegen müssen,

wieso kam alles auf einmal?

 

Verstehen kann mich keiner,

nicht einmal ich mich selbst.


aus der Anthologie "Notwendigkeiten", erschienen im Cenarius-Verlag Hagen

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29. Dezember 2008 1 29 /12 /Dezember /2008 07:29
Von Manuel Göpferich erschien im Cenarius-Verlag Hagen "Grüne Windmühlen. Daraus der Text 17c.

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Bei der im Cenarius-Verlag Hagen erschienen satirischen Roman "Die Kronkorken-Verschwörung" von J. B. Deluder sind wir bei Folge 31 angekommen.

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Hier finden wir Folge 182 des utopischen Romans von Slov ant Gali "Die sieben Kugeln".
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28. Dezember 2008 7 28 /12 /Dezember /2008 07:25
Von Manuel Göpferich erschien im Cenarius-Verlag Hagen "Grüne Windmühlen. Daraus Text "17b" .

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Bei der im Cenarius-Verlag Hagen erschienen satirischen Roman "Die Kronkorken-Verschwörung" von J. B. Deluder sind wir bei Folge 30 angekommen.

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Hier finden wir Folge 181 des utopischen Romans von Slov ant Gali "Die sieben Kugeln".
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27. Dezember 2008 6 27 /12 /Dezember /2008 17:26

Die Wahl hatte ich.

Entweder du oder

ein vernünftiges Leben.

Seit ich mich

für das vernünftig Sein

entschieden habe,

führt mich

die Einsamkeit

in Unvernunft.

Slov ant Gali

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27. Dezember 2008 6 27 /12 /Dezember /2008 15:32
 Sie weiß

wie leichtsinnig es

ist und

sie weiß

dass es schmerzen kann

auch das

weiß sie

nur zu gut wie das

Ende

Einer

Liebe sich anfühlt

und doch

fragt sie

die Vernunft nicht und

lässt sich

ein auf

das Kribbeln im Bauch

und die

bunten

Schmetterlinge die

sie so

lange

entbehren musste

und mit

denen

sie auf und davon

flattert


aus "Notwendigkeiten" bei Cenarius Hagen

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